Technische Ausstattung im Homeschooling

Wir hatten die vergangenen Wochen den Austausch mit Ehrenamtlichen, geflüchteten Menschen und Lehrkräften gesucht, um zu sehen, an welchen Stellen wir im Homeschooling unterstützen können. An konkreten Ideen für Ettlingen hat sich dabei entwickelt, dass wir unsere Nachhilferäume in den 3 Unterkünften Bunsenstraße, Lindenweg und Spessart gerne mit einer digitalen Grundausrüstung auszustatten würde, d.h. Laptops und Drucker. Problematisch ist hier allerdings, wie wir eine Internetanbindung realisiert bekommen. Versuche dazu sind in der Vergangenheit immer wieder an den unterschiedlichen Zuständigkeiten und den Gegebenheiten vor Ort gescheitert.

Eine Mobilfunk-Lösung wäre zumindest in Ettlingen-Stadt die einfachste, weil unabhängigste Lösung. Hierzu sind wir diese Woche aktiv in einem Projekt des Bildungs-Hackathons #wirfürschule unterwegs und arbeiten am Konzept mit, wie digitaler Unterricht kostengünstig und ressourcenschonende organisiert werden kann, im Speziellen die Hardware- und Internetausstattung: https://github.com/klassecloud/hardware. Geräte haben wir ebenfalls schon gespendet bekommen, hier sind wir gerade an der Aufarbeitung:

Problem Internetzugang
Schülerinnen und Schüler, Azubis und Menschen, die sich in Sprachkursen befinden, benötigen ausreichende Bandbreite, um über das Internet ihre Aufgaben erledigen, an Klassenchats teilnehmen und Sprachkenntnisse anhand von Videomaterial verbessern zu können. Auch die Remote-Betreuung, z.B. für Konversationstraining per Videochat lässt sich nur mit einer guten Bandbreite realisieren. Die vergangenen Wochen haben deutlich gezeigt, dass ein Breitband-Internetanschluss heutzutage kein Luxusartikel, sondern eine Grundausstattung ist. Im Vergleich mit anderen Orten haben wir in Ettlingen zumindest mit einer halbwegs gute Mobilfunknetzabdeckung aber schon in den Höhenstadtteilen ist diese nicht mehr gegeben. In der Unterkunft Spessart ist es zum Glück möglich, dass die Haushalte privat einen Breitband-Anschluss in ihre Wohnungen legen lassen. Darüber können wir aber den Nachhilferaum nicht ausstatten. Umgekehrte Situation in der Bunsenstraße und Lindenweg: hier gibt es Mobilfunkempfang aber keine DSL-Anschlüsse. Über den Hackathon haben wir zum Glück eine Menge Kontakte zu Menschen mit sehr pragmatischen Lösungen gefunden, so dass wir wieder etwas mehr Hoffnung haben, bei diesem Unterfangen irgendwann ans Ziel zu kommen.

Kein Empfang in Neurod
Geradezu verheerend ist die Situation bei unseren Nachbarn in der Unterkunft Neurod. Hier gibt es weder ein öffentliches WLAN, Breitbandanschlüsse, noch Mobilfunkempfang. Lehrkräfte von Ettlinger Schulen haben berichtet, dass zu Kindern und Azubis aus der Fabrikstraße während des Lockdowns praktisch kein Kontakt möglich war, da selbst Telefonate immer wieder abbrechen. Die Ehrenamtsinitiativen haben sich jetzt zusammengeschlossen und ein Schreiben an das Amt für Integration im Landkreis Karlsruhe, das Staatliche Schulamt, die Fraktionsvorsitzenden des Kreistags sowie den Kreistagsabgeordneten aus Waldbronn, Karlsbad und Marxzell verfasst, in dem sie eine Verbesserung der Situation dort fordern. Da auch wir im K26 immer wieder Menschen aus Neurod begleiten, möchten wir auf diesem Weg das Anliegen nachdrücklich unterstützen! Hier ein Auszug aus dem Schreiben:

„Unser konkretes Anliegen ist, dass in der Sammelunterkunft Neurod so bald wie möglich Anschlusspunkte für die Nutzung von Internet-Anwendungen geschaffen werden, sei es durch feste Netzanschlüsse oder durch ein W-LAN, das leistungsfähig genug ist, moderne digitale Anwendungen, wie sie von Schulen genutzt werden, zu betreiben. Es bietet sich an, die Anschlusspunkte in die bestehenden Ehrenamtsräume, die von den Gemeinden Waldbronn und Marxzell angemietet worden sind, zu verlegen, in denen bisher schon die dort wohnenden Schulkinder regelmäßig betreut werden. Wenn die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen sind und eine Mindestausstattung an Endgeräten zur Verfügung steht, erklären wir, die ehrenamtlichen Helfer in der Schulkinderbetreuung, uns bereit, die Schulkinder in diesen Räumen in die Bedienung der digitalen Werkzeuge einzuweisen und sie in der weiteren Nutzung zu unterstützen. Wir wenden uns an Sie beide, da wir uns darüber im Klaren sind, dass die Verteilung von Rechten und Pflichten in der Ausstattung von Schulen, der Schulumgebung und der Fürsorge für Kinder innerhalb der öffentlichen Verwaltung stark aufgesplittet ist. Dies darf aber nicht dazu führen, dass für einen Umstand, der schulpflichtigen Kindern den Zugang zu den für sie notwendigen Bildungsvoraussetzungen verwehrt, sich niemand zuständig fühlt oder dass die Zuständigkeit für die Behebung der Barrieren auf dem Rücken der Betroffenen zwischen öffentlichen Verwaltungen hinund hergeschoben wird.“

10.06.2020 Inga Klas

4 Jahren ago