Die Werkstatt läuft – aber sicher!

Liebe Fahrradfreunde und Nächstenhelfer/innen,

Kurz: Es war viel Betrieb vor dem Tor des Spechtgeländes. Allmählich scheint sich herumgesprochen zu haben, dass wir mit unserem Know-How wieder erreichbar sind.

Nicht nur, dass einige Leute gekommen waren, deren Fahrrad repariert werden musste – es waren darüber hinaus zwei Ettlinger gekommen, die uns entweder Fahrräder oder Fahrradteile mitgebracht hatten. Nach dem Motto: „Muss man doch nicht wegwerfen!“ hatten sie sich an uns erinnert oder von anderen den Tipp bekommen, dass wir „Spenden“ entgegennehmen. Dazu gesellte sich die Mutter einer meiner ehemaligen Schülerinnen, die uns zwei (SPD) Fahrräder brachte. Sie fragte, ob sie bei uns mitarbeiten dürfte. Sie habe Interesse ihre technischen Kompetenzen weiterzuentwickeln und unser Projekt würde ihr sehr zusagen. Meine Antwort: „Kein Problem und herzlich willkommen! Aber momentan haben wir leider keinen Zugang zur Werkstatt. Also …warten wirs ab.“ 

Stefan hatte ein neuwertiges und recht gut ausgestattetes bike bekommen, das offensichtlich so schwer demoliert worden war (an einer Straba-Haltestelle abgestellt), dass sich eine Reparatur bei einem hiesigen Radhändler nicht lohnte = beide Laufräder waren durch schwere Tritt so verformt, dass wir sie am Zentrierständer nicht erfolgreich korrigieren konnten. Vielleicht versuchen wir die Felgen in den Schraubstock zu spannen und einigermaßen gerade zu biegen, um den Rest dann am Zentrierständer zu verbessern. Wir werden sehen.

Gekommen war ein gambischer junger Mann, der eine Ausbildung zum Bäcker absolviert und dringend auf das Fahrrad angewiesen ist. An seinem Rad war die Schaltung ziemlich verstellt. Er bekam ein Leihfahrrad gegen Pfand, das er dann zurückerhält, wenn sein Fahrrad erfolgreich repariert wurde. Haben wir noch am Abend in Angriff genommen (Werner) und so konnte er sein bike am Samstag vor der Garage abholen.

Reparieren konnte ich im Übrigen die Beleuchtung an zwei Damenrädern und an einem Kinderrad. Den Transport dieser Räder hat dann Michael übernommen. Ja „Beleuchtung“ …. davon hatte ichs schon in einigen Berichten  … ein Problembereich, den ich gern unserem Beleuchtungsexperten, Armin, überlasse.

Dann waren zwei uns bekannte junge Eritreer gekommen. Mit dem einen tauschte ich Schlüssel zu Fahrradschlössern. Der andere suchte ein Fahrrad. Das konnten wir ihm leider nicht besorgen.

Und dann war auch schon 18 Uhr. 

Wir trafen uns in der Garage, um Räder zu reparieren  bzw. die Werkzeugwagen, die Stefan mitgebracht hatte, so einzurichten, dass jeder Zugang zu allen Werkzeugen hat. Das hat dann Stefan – unser „Ordnungsexperte“ – übernommen. Von Stefan durfte ich dann lernen, worauf bei der Instandsetzung von Schaltungshebelanlagen zu achten ist: Es müssen die  – durch lange Lagerung verharzten – Schaltklinken wieder gangbar gemacht werden.

Dazu braucht man Reinigungsmittel (Bremsenspray z.B.) und muss die Klinken etliche Male bewegen, bis sie wieder sauber greifen und für den Transport des Schaltzugs sorgen. Weil wir das Mittel nicht zur Verfügung hatten, behalfen wir uns mit Alkoholspray, das ich noch irgendwo rumstehen hatte. Hat super gewirkt. Die Schalthebel funktionieren wieder einwandfrei. Ja, und dann – so gegen 20 Uhr – war wiedermal Schluss. Fazit: Es war einiges los – wir haben erfolgreich repariert – und es gab (für mich) – wie oft – etwas zu lernen.

Am Samstag hatte ich dann eine syrische Familie bei mir vor der Garage. Zwar haben wir kein Fahrrad für den Vater nach seinen Vorstellungen gefunden. Aber seine drei Kleinen konnten alle mit Fahrrädern ausgestattet werden.  Glücklich und dankbar zogen sie von dannen.

Jetzt wünsche ich euch allen eine schöne letzte Novemberwoche. Die Tage werden verdammt kurz – aber die Herzen dürfen weit bleiben oder sich im Sinne von Nächstenhilfe weit öffnen.

Herzliche Grüße

Manfred

27.11.2020

3 Jahren ago