So viele Fahrrad-Spenden!

Liebe Fahrradfreunde und Nächstenhelfer/innen,

Der Bestand an gespendeten und auszugebenden Fahrrädern nimmt weiterhin zu. Wobei die Zahl der gespendeten Fahrräder im Moment die Zahl der ausgegebenen deutlich übersteigt. Das ist erstmal eine gute Situation – wäre da nicht das Platzproblem. Im Keller der Spechtwerkstätten sind mittlerweile beide Räume mit Fahrrädern zugestellt. Das kann aus verschiedenen Gründen kein Dauerzustand bleiben: 

  1. Braucht das Specht-Team mindestens seinen Raum dort unten, um Material zu ordnen bzw. abzulegen …
  2. Sollten die Fahrräder nicht gewartet und gehortet werden … sondern vielmehr in die Hände derer kommen, die ein Fahrrad brauchen, aber nicht das Geld für den Erwerb eines neuen bikes haben.

Dass die Spendenbereitschaft der Ettlinger andauert, ist erst einmal eine sehr gute Sache. Und wir sollten ihr keinen Riegel vorschieben. Allerdings müssen wir uns über den Kreis der in Frage kommenden Kundschaft Gedanken machen. Die Nachfrage nach Rädern war noch bis vor etwa vier Jahren bei den geflüchteten und hier angekommenen Menschen groß. Und als deren Familienangehörige nachkamen, erlebten wir einen zusätzlichen Andrang. Inzwischen kommen aber kaum noch Menschen aus den Notgebieten im nahen und mittleren Osten oder aus Afrika bei uns an. Europas Politik hat hier regelrecht dicht gemacht. Die Bewertung dieser Politik aus humanitärer Perspektive möchte ich euch hier ersparen. Für uns geht es jetzt vielmehr darum, die Fahrräder unter die Leute zu bringen. Ob die örtliche SPD in diesem Jahr noch einen Fahrradmarkt auf die Beine bekommt, ist nicht abzusehen. Vielleicht sollten wir uns – unabhängig von dieser guten SPD-Tradition – Gedanken über einen eigenen “ Markt der günstigen Gebrauchträder“ machen.

Ok. Meine Überlegungen.  Jetzt aber zum Freitag.  Es war wiedermal einiges los vor und in der Werkstatt. Vor allem mussten wir den Werkstattraum von dort abgestellten gespendeten Fahrrädern befreien. Also  haben wir die meisten bikes  (ca. 20 ) erstmal in den Hof gestellt. Bald kamen zusätzliche Spenden an. Johannes Cl. brachte ein sehr schönes älteres Retrobike der Marke „motobecane“ – ein Damenflitzer, um das passend zu bezeichnen. Außerdem hat er einen Kinderanhänger mitgebracht, dessen Innenleben (Sitze, Gurte) allerdings nicht mehr vorhanden ist. Dann wurden drei Jugendräder gebracht  –  „die Buben sind mittlerweile aus dem Alter raus (22 bzw. 24 Jahre alt)“ . Ich hatte in der Woche zwei Damenräder in Schöllbronn geholt. Und Michael hat aus Waldbronn zwei Räder mitgebracht.

Eine junge Frau war gekommen, um den Schlag aus ihrem Hinterrad selbstständig zu entfernen. Stefan hat ihr das Zentriergerät erklärt. Und so beschäftigte sie sich fast eine Stunde mit der Korrekturarbeit an ihrem geachterten Hinterrad. Inzwischen waren Tobias und sein Großer aufgetaucht. Sie hatten ein weiteres Fahrrad dabei und übernahmen zwei von uns gewartete bikes wieder mit. Tobias hat sich gleich sehr interessiert gezeigt, was den Kinderanhänger angeht. Soll er haben.  Dann kam Mohammad und bat um Korrektur an Sattel und Beleuchtung bei seinem Fahrrad, das er von uns bekommen hatte. War schnell erledigt. Und dann kam ein junger Ettlinger mit einem Spendenrad, das weitestgehend ok war. Er interessierte sich für unsere Werkstatt und den adfc. Hab ihm alle Informationen gegeben.

Wenig später erschien ein Ettlinger mit der Frage, was er machen könnte, wenn sein ebike „in der pampa irgendwo“ steckenbleibt. Ob wir vom adfc ihm da irgendwie helfen könnten. Dem guten Mann haben wir die mail vom Karlsruher adfc Verein gegeben und ihn darauf hingewiesen, dass er als Mitglied eine ganze Reihe von Vorteilen habe und in Anspruch nehmen könnte (auch unsere Werkstatt, das Werkzeug und unser Know-how).

Und irgendwann stand plötzlich die (ältere) Frau vor mir, der wir ein sehr gutes Fahrrad gegen Pfand ausgeliehen hatten. Sie brachte es zurück und spendete uns einen Teil des Pfandes. Nebenbei teilte sie mir mit, dass sie sich jetzt wohl ein ebike zulegen würde. Meine Argumente hatten sie offensichtlich überzeugt. Später – ich war gerade dabei einen Großteil der Fahrräder in den Keller zu schaffen – tauchte eine Frau auf, die sich erkundigte, ob wir ihr Fahrrad mal durchchecken könnten. Ihre Söhne bräuchten es nämlich, wenn sie aus ihren Studienorten zurück zu Mutti kämen. Auch hier versuchte ich die Vorteile der adfc-Mitgliedschaft zu erläutern und für eine Mitgliedschaft zu werben. Um es nicht zu vergessen:  Franz hat uns wieder mal besucht. Er, der am liebsten eine funktionierende Jugendwerkstatt mitgestalten und betreiben würde, findet – solange dort alles ruht – immer wieder zu uns und bietet seine Hilfe an. Wenn man seine private Werkstatt („homeoffice“) kennt, ahnt man, was der Franz alles auf die Beine stellen kann. Als Rentner im fortgeschrittenen Alter kann so einer (da denke ich auch an mich) nicht unbedingt Lokomotive für ein neues Projekt sein. Mal sehen, was bezüglich der Jugendwerkstatt in Zukunft passiert. Wäre schade, wenn das Projekt sang- und klanglos untergeht. Während ich das so alles zusammenreime, möchte ich an meine drei Kollegen Werner, Stefan und Michael und unseren jungen Helfer Jean v.a. in der Werkstatt erinnern. Die haben dort einige Rädern erfolgreich repariert und dafür gesorgt, dass uns die Fahrräder nicht ausgehen.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine schöne nächste Woche.    Falls Regen …. dann bitte mit Segen.

13.03.2021 Manfred

3 Jahren ago